zuletzt aktualisiert am
Donnerstag, 13. Oktober 2016

Rauchfrei: Tag 7

Letzten Sonntag beschloß ich spontan, mit dem Rauchen aufzuhören. Akuten Anlaß dafür gab es eigentlich keinen. Natürlich gibts hundert Gründe, um aufzuhören - der eingefleischte Raucher aber findet ungefähr ebenso viele Argumente, warum es gerade jetzt nicht so günstig ist. Den eigentlichen Anstoß gab mir aber die aktuell auf ATV laufende Sendung "Ohne Rauch gehts auch".

Dort versucht gerade ein ganzes Dorf (Obervellach in Kärnten) mit dem Rauchen aufzuhören. Besonders imponiert hat mir dabei Heinz, der täglich bis zu 80 Stück rauchte und es offenbar tatsächlich geschafft hat, der Sucht zu entkommen.

Die erste Folge sah ich vor rund zwei Wochen - ich blieb zufällig beim Zappen hängen. Es wurden gerade die aussichtslosesten Kandidaten des Dorfes vorgestellt: Neben Robert, der bereits als Folge seines Rauchens einen Lungenflügel weniger sein eigen nennt, war da noch Heinz - ein ruhiger, netter Uhrmacher, der über den ganzen Tag verteilt rund 80 Zigaretten vernichtete.

Während ich bei dieser Sendung noch dachte, diese beiden Kandidaten wären jene schweren Fälle, bei denen sogar das Spezialisten-Team (Mental-Coach, Facharzt) versagen würde, wurde ich eine Woche später eines Besseren belehrt. Robert, der 40 Jahre lang geraucht hatte, war plötzlich seit einer Woche clean. Er ging spazieren und lutschte Bonbons statt der Zigaretten. Unglaublich. Und motivierend.

Und auch der oben erwähnte Heinz versuchte bestmöglich das Laster aufzugeben. Nervös den Knetball quetschend hat er es offenbar nun auch schon einige Tage geschafft, dem blauen Dunst zu widerstehen. Na, wenn das kein Ansporn ist.

Wenngleich ich bei weitem nicht so viel geraucht habe wie Heinz und auch noch ein wenig jünger bin, so konnte ich doch parallelen entdecken bzw. mir vorstellen, wie ich in einigen Jahren so vor mich hin qualme. Außerdem habe ich im Gegensatz zu Heinz auch noch ein paar Kilo zu viel auf den Rippen - wenn mir die Puste ausging, schob ich das bisher immer auf das Übergewicht, nicht aufs Rauchen.

Obwohl ich eigentlich gar nicht vor hatte aufzuhören, so waren diese beiden Folgen doch ein netter Denkanstoß und eine willkommene Motivation. Es wäre doch gelacht, wenn die beiden das schaffen und ich nicht.

Wie schauts nun aus?

Seit nunmehr einer Woche hatte ich keinen Glimmstengel mehr im Mund. Stattdessen habe ich mich mit allen verfügbaren Sorten von zuckerfreien Lutschbonbons eingedeckt. Und damit funktioniert es sogar ganz gut. Zuckerfrei deshalb, weil ich erstens ohnehin schon zu viel wiege und zweitens nicht meine Zähne durch diese Aktion verlieren möchte. Diese Bonbons sind in Massen genossen sicher auch nicht das gelbe vom Ei - aber für die Anfangszeit denke ich, dass es eine vertretbare Alternative ist.

Am Wochenende versuchte ich zu ergründen, was meine Motivation ist und ob bzw. was mir genau abgeht. Die sonst üblichen Gründe wie Sparen oder Gesundheit fallen bei mir weg. Wenn ich etwas mache, dann aus Überzeugung. Und wenn ich rauche, dann mit Genuß und Konsequenz. Nicht die billigsten und auch nicht nur eine bestimmte Anzahl pro Tag - sondern einfach wann mir danach ist und die Marke, die mir schmeckt.

Seit einer Woche bin ich nun rauchfrei - und es funktioniert eigentlich ganz gut. Anders als erwartet fällt es mir nämlich gar nicht so schwer, nicht zu rauchen. Was allerdings zum Tragen kommt: wenn man im Schnitt 20 Zigaretten pro Tag geraucht hat und dafür rund 5 Minuten pro Stück benötigte, dann hat man nun knapp 2 Stunden mehr Zeit. Es gilt nun, diese Zeit sinnvoll zu verplanen und zu nutzen!

Tja, aber was genau fehlt denn nun?

Es ist nicht das Nikotin, das der Körper verlangt. Ich hatte kein Kopfweh und war auch nicht übermäßig nervös. Natürlich kam die eine oder andere Attacke (nach dem Essen, nach dem Kaffee) und ließ mich ein wenig unrund werden. Aber ein Bonbon später war dies wieder weg.

Es ist auch nicht das Beschäftigen des Mundes oder der Hände. Gut, das kommt natürlich dazu - aber mit Lutschbonbons und den Händen auf der Tastatur oder sonst irgendwie beschäftigt geht auch das ganz gut.

Nein. Die erschreckende Erkenntnis: Es ist das Kratzen im Hals, das man beim Inhalieren hat. Das leichte Brennen beim Lungenzug. Es ist genau dieses Gefühl, das durch das Versengen der Flimmerhärchen in den Bronchien entsteht, das einem Raucher fehlt und das man mit keinem Zuckerl oder sonstwie ersetzen kann. Eigentlich pervers.

Als mir das bewußt wurde, ging ich im Geist über 20 Jahre in der Zeit zurück. Als ich mit knapp 16 begann zu Rauchen, war es genau dieses Gefühl, das mir bei den ersten Zigaretten den Atem genommen hat und mich furchtbar husten lies. Genau dieses Gefühl unterdrückt man am Anfang und versucht sich mühsam daran zu gewöhnen. Nach 20 Jahren hat sich der Körper nun daran gewöhnt, dass ihm im Stundentakt die Bronchien versengt werden und das Hirn assoziiert damit Zufriedenheit. Weil nach dem Kaffee als Resultat dieser Verstümmelung auch das Nikotin einschießt.

Nachdem ich dies ergründet hatte und mir nach einer Woche eigentlich nicht wirklich was fehlt, werde ich natürlich versuchen, dies auch weiter durchzuhalten. Ich werde jetzt noch eine Woche bewußt so weiter machen wie vorher (ich verzichte nicht auf Kaffee und mache auch sonst nichts anders).

Danach werde ich wieder mehr Sport machen - damit die sich nun regenerierende Lunge auch was zu tun hat (habe mal gelesen, dass sich alle Zellen einer Nichtraucher-Lunge in rund 3 Monaten regeneriert haben - beim Raucher dauert dieser Prozeß ca. 8 Jahre).

Etwas frustrierend ist, dass ich nicht wie erwartet Gerüche besser wahrnehme, die Nase freier wäre oder ich sonst eine eklatante Veränderung spüren würde. Vielleicht kommt das aber noch - mehr zu meinem aktuellen Zustand gibts dann wieder nächsten Sonntag.