zuletzt aktualisiert am
Donnerstag, 13. Oktober 2016

Rauchfrei: Tag 38

Diese Woche kann ich es nun mit Bestimmtheit sagen: es gibt Verbesserungen zu vermelden. Scheint, als wäre ich die letzten Wochen tatsächlich zu ungeduldig gewesen. Aber das Durchhalten hat sich offenbar gelohnt. Die Nasenlöcher - die letzten 20 Jahre war eigentlich immer eines der beiden verlegt - sind inzwischen fast permanent frei! Ich denke, dass sich dies noch weiter verbessert. Und auch die ersehente Verbesserung des Geschmackssinns ist nun endlich eingetreten.

Konnte ich bislang gern gegessene scharfe und würzige Gerichte nur als ebensolche geniessen, war es mir diese Woche plötzlich möglich, Geschmacksnuancen innerhalb dieser Schärfe zu erkennen. Plötzlich brannte etwas nicht einfach nur im Mund - es schmeckte auch differenzierter.

Natürlich schmeckt man auch als Raucher etwas. Aber es ist, als wären bei einem Raucher die Geruchs- und Geschmacksnerven betäubt (ähnlich einem Schmerzmittel). Nun, da sich diese Nerven nach einigen Wochen regeneriert haben, funktionieren sie auch besser und man schmeckt einfach mehr Feinheiten.

Dieser positiven Erfahrung möchte ich aber auch eine negative Erkenntnis gegenüber stellen. Immer wieder erwische ich mich dabei, wie ich meinem Kollegen auf die Zigarette starre. Dies löst immer einen kurzen Gedankenblitz des Rauchverlangens aus. Im Internet habe ich dazu gelesen, dass man einfach lernen muss, damit umzugehen einmal ein Raucher gewesen zu sein. Diese Aussage trifft es aus meiner Sicht ganz gut.

Anders als bei einem Nichtraucher, ist das Gehirn eines Rauchers offenbar konditioniert, auf das Rauchen und den Glimmstengel zu reagieren. Außerdem weiß es ja aus jahrelanger Erfahrung, wie das so war. Eine Erfahrung, die dem Nichtraucher und seinem Gehirn gänzlich fehlt und auf die es daher auch nicht zurückgreift!

Es ist also - wie auch bei einer Ernährungsumstellung - offenbar lebenslange Disziplin angesagt. Klingt jetzt besonders schwierig - im Prinzip bedeutet dies aber nur, die immer wieder (und immer seltener) auftretenden Gedankenblitze rationell abzuarbeiten. Griff man früher automatisch zur Zigarettenpackung, muss man sich (und seinem Gehirn) nun kurz bewußt machen, dass man ja nicht mehr raucht und alles OK ist.

Das Gehirn eines Rauchers ist also um eine Erfahrung reicher - und das lässt es einem auch hin und wieder spüren. Es festigt aber auch den Charakter, gegen diese unliebsame Sucht anzukommen. Und man wird, wie für fast alles im Leben, fürs Durchhalten belohnt - nicht fürs Beginnen. In diesem Sinne freue ich mich schon auf ausgedehnte Radtouren im Sommer. Mit verbesserter Lungenfunktion und hoffentlich weniger Gewicht.