zuletzt aktualisiert am
Donnerstag, 13. Oktober 2016

Wirtschaftskrise: War ja klar

Schon in früher Jugend fragte ich mich, wie Wirtschaft in dieser Ausprägung funktionieren kann. Ich konnte nicht nachvollziehen, wie jährliche Umsatzsteigerungen von 10% und mehr möglich sein sollen, wenn die Inflation rund 2% beträgt. Mir war zwar klar, dass die Anzahl der Menschen auf diesem Planeten stetig zunimmt (was mich auch bedenklich stimmt) und dass auch immer wieder "neue Märkte" erschlossen wurden. Aber wie lange kann man neue Märkte erschließen? Sind in einem geschlossenem System, wie es die Erde nun mal ist, nicht irgendwann alle Möglichkeiten der Expansion ausgeschöpft?

Aus diesem Grund hat mich der Crash vor wenigen Monaten nicht wirklich verwundert. Und ich war offensichtlich nicht alleine mit meinen Gedanken. Andere sahen diese logischen Konsequenzen und Prognosen bereits auch in den 80er Jahren - und haben diese fein säuberlich und fundiert niedergeschrieben. Und jetzt hat die Realität die Träumer überholt und die Krise ist tatsächlich eingetroffen.

Gerne würde ich sagen, dass uns diese Krise nichts angeht, weil sie absehbar war und diese fiktiven Spielereien mit Spekulationen und Aktien, die einigen wenigen zu Geld verholfen haben, nun endlich vorbei sind. Leider steht aber aktuell auch in unserer Familie ein aufgezwungener Jobwechsel an und so wird aus der Fiktion einiger rasch bittere Realität für viele andere.

Und als ob dies nicht schon genug wäre, ist es absehbar, dass das Ende noch nicht erreicht ist. Natürlich wünsche ich niemanden die Arbeitslosigkeit und eigentlich jedem nur das Beste. Trotzdem ist es mir nicht erklärlich, wie man krampfhaft (vor allem) Autokonzerne mit Unsummen am Leben erhält, um Arbeitsplätze zu retten.

Ich kann die Intention, jeden Arbeitsplatz retten zu wollen, natürlich nachvollziehen. Und grundsätzlich ist dies auch löblich. Es darf hier aber nicht vergessen werden, dass es viele tausende KMUs (klein- und mittelständische Unternehmen) in Österreich gibt, welche eigentlich die Mehrheit an Arbeitsplätzen darstellen - und welche keine Förderung, Unterstützung, Subvention oder sonst was bekommen. Im Gegenteil: Sogar notwendige Überbrückungskredite werden hier oft abgeleht.

Auch kann ich nicht nachvollziehen, warum ich mit meinen Steuergeldern die Verschrottung und die Neuanschaffung eines fremden Fahrzeuges finanzieren soll. Ich zahle praktisch 10% eines Autos, das jemand anderen gehört. Scheint mir doch irgendwie verkehrt zu sein! Ich zahle auch nicht jemandem 10% seines neuen Hauses, um die Immobilienwirtschaft zu stützen. Aber irgendein Wirtschaftsforscher wird die hochkomplexen Zusammenhänge schon richtig gedeutet haben und mit dieser Lösung den Ausweg aus dem Dilemma sehen.

Es ist doch Absehbar, dass jene Gelder, die jetzt in die Stützung der Automobilbranche (und anderer großer Firmen) gesteckt werden, in den nächsten Jahren aufgebraucht sind.

Woher sollte denn auch die erhoffte Nachfrage kommen? Vielleicht aus dem wirtschaftlich aufstrebenden China? Danach vielleicht aus der möglicherweise noch aufstrebenden Dritten Welt? Und dann? Ganz abgesehen davon, dass bei diesem Deckel-Auf-Deckel-Zu-Spiel auch schon mal die Resourcen knapp werden dürften. Und wie das System mit künstlich geschaffener Nachfrage und fiktiven Werten funktioniert, hat ohnehin die jüngste Vergangenheit gezeigt.

Wir sind also an einem Totpunkt angelangt, an dem ein Umdenken einsetzen sollte. Die Autoindustrie (und auch jeder andere Industriezweig, der im Grunde Luxusgüter herstellt) sollte nicht unbedingt gestützt werden, sondern sollte sich einer natürlichen Auslese stellen. Oder aber auch von einem natürlichen Wachstum profitieren. Möglicherweise gibt es dann in einigen Jahren so manch bekannte Automarke nicht mehr. Vielleicht aber stattdessen einige andere, die sich mit anderen Antriebskonzepten oder gar komplett anderen Ideen und Lösungsansätzen durchsetzen konnten.

Es ist klar, dass hinter diesen großen Unternehmen ebenfalls tausende kleinere Betriebe hängen. Aber wird etwas richtiger, nur weil es besonders groß und einflußreich (geworden) ist? Vielleicht würden diese kleinen abhängigen Unternehmen noch besser funktionieren und verdienen, wenn Sie andere (zeitgemäßere) Industriezweige beliefern würden.

Um hier auch Mißverständnisse auszuräumen. Natürlich fahren auch wir mit dem Auto - und das, wenn es schon sein muss, auch gerne. Fragwürdig dabei ist aber zum einen der Stellenwert des Autos und zum anderen die Notwendigkeit der vielen Wege. Muss es denn tatsächlich ein Umweltverpester mit viel Hub- und Laderaum sein, oder würde die meiste Zeit des Jahrens nicht auch ein kleiner quasi Einsitzer reichen? Müssen die Wege der Pendler tatsächlich immer länger werden? Und warum müssen Pendler überhaupt Pendeln? Muss Transit in dieser ausgeprägten Form tatsächlich stattfinden?

Diese und ähnliche Fragen veranschaulichen, dass nicht das Auto oder dessen Industrie, sondern eher das System und der Stellenwert des Autos zu hinterfragen sind. Ähnlich verhält es sich natürlich mit anderen Branchen. Das Auto sei hier aufgrund seiner Verbreitung nur als Veranschaulichungsobjekt hervorgehoben.

Sollte dieses Umdenken nicht stattfinden, bedeutet das nur, den Patienten - also das nicht funktionierende Wirtschaftssystem - künstlich am Leben zu erhalten. Dann sind in ein paar Jahren, wenn die Krise tatsächlich eskaliert, nicht nur diese Arbeitsplätze dahin - sondern auch das Geld für eben diese Arbeitslosen. Wir können dann nicht mehr überbrücken, bis das oben erwähnte natürliche Wachstum zu greifen beginnt. Es wird also nicht "nur" die Wirtschaft mit einem Schlag am Ende sein - sondern auch das Sozialsystem, das sich ja dann die Arbeitslosen nicht mehr leisten können wird.

Dann wird es allerdings richtig spannend, weil solche Situationen Basis für Revolutionen und Kriege sind und dann nicht nur sprichwörtlich der Stärkere gewinnt. Schon im alten Rom wusste man die Bevölkerung mit Brot und Spielen bei Laune zu halten. Und dieses Prinzip funktioniert bis heute ohne wesentliche Adaptierung! Auch wenn Brot heutzutage eines der wenigen Lebensmittel ist, welches keine Geschmacksverstärker, künstliche Aromen und den ganzen kommerziellen Mist enthält und die Spiele fast ausschließlich im TV-Gerät stattfinden.

Wie schon vor zwei Jahrzehnten hoffe ich auch diesmal, nicht recht zu behalten. Ich fürchte aber, dass auch hier die logische Fortführung der Gedankengänge wenig Spielraum für Irrtümer lässt.